Gelassenheit bewegt sich semantisch im Spannungsfeld wünschenswerter Gemütsruhe und bedenklicher Gleichgültigkeit.

Fachsprachliche Bedeutungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antike Philosophie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

→ Hauptartikel: Athaumasie

Bei Platon erscheint als sokratische Tugend die besonnene Gelassenheit, die Sophrosyne. Während Platon das Staunen als erstes Pathos der Philosophie rühmt, betonen u. a. Demokrit, Horaz, dass der Weise, weil er die Gründe kenne, nicht wie der Alltagsmensch staune, vielmehr sich nicht über vermeintlich Ungewöhnliches wundere.

„Si fractus inlabatur orbis, inpavidum ferient ruinae. „Selbst wenn die zerborstene Welt einstürzt, werden die Trümmer einen Furchtlosen treffen.““

– Horaz

Die sprichwörtliche „stoische Ruhe“ besteht in der Affektfreiheit, wobei Affekte unreflektierte Gefühlsregungen sind.[4] Ob sie im Sinne der stoischen Ataraxis und Apatheia der Gelassenheit entspricht, wird unterschiedlich gesehen und hängt von der genauen Erfassung des jeweils Gemeinten ab. Ataraxie und Apathie sind – „sofern diese auf ein unbewegtes Ertragen der unverfügbaren Ereignisse und Situationen hinauslaufen“ – von der Gelassenheit zu unterscheiden.[5]

 

"Um akute kritische Phasen oder einen Schock zu überstehen, verfügt der Organismus natürlich auch über Notfallreaktionen. Biochemisch wird unter anderem Cortisol ausgeschüttet. Es hilft das Überleben zu sichern, aber auf Dauer behindert es die Gehirnentwicklung. Regenerationsprozesse stehen bei der Bewältigung des aktuellen Notfalls nicht auf dem Programm, sondern müssen anders angegangen werden. Um gesund zu werden oder zu bleiben, wäre es deshalb bis ins hohe Alter so wichtig, seinen Körper fortwährend in Resonanz mit Seele und Geist zu bringen und den (spirituellen) Sinn des Ganzen vor Augen zu haben.

Anders gesagt sollten wir immer versuchen:

  • zu verstehen, was in unserem Leben gerade geschieht
  • zu spüren, wie wir es beeinflussen und gestalten können und
  • zu erkennen, wie es -zumindest rückblickend- einen Sinn ergibt [3]

Damit dieses Sollen -das freilich nicht immer leicht zu realisieren ist- gelingt braucht es -so paradox es auch klingen mag-

 

  GELASSENHEIT

"Gelassenheit" wird konkret in den 10 Geboten der Gelassenheit,

auch bekannt als Dekalog der Gelassenheit, der dem römisch-katholischen Papst Johannes XXIII. (1881–1963) zugeschrieben wird:

 

 

1. Leben

Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben – ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

2. Sorgfalt

Nur für heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten: Ich werde niemanden kritisieren; ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern... nur mich selbst.

3. Glück

Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin ... nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.

4. Realismus

Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

5. Lesen

Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

6. Handeln

Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen – und ich werde es niemandem erzählen.

7. Überwinden

Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.

8. Planen

Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.

9. Mut

Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.

10. Vertrauen

Nur für heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

Nimm dir nicht zu viel vor. Es genügt die friedliche, ruhige Suche nach dem Guten an jedem Tag zu jeder Stunde, und ohne Übertreibung und mit Geduld. [2]

 

Allerdings: Das "Nur für heute werde ich ..." zeigt, dass mit einiger Willens-Anstrengung gerechnet wird, um tatsächlich zumindest Einiges des Gelassenheits-Dekalogs umzusetzen.

Die Frage ist daher, ob es Möglichkeiten gibt, diese die konkreten Gebote durch leibliche Gelassenheit zu fundieren.

Im Hinduismus "untersucht die Bhagavadgita, die im Hinduismus die gleiche Bedeutung hat wie das Evangelium im Christentum, die Möglichkeiten zur heiteren, freien Gelassenheit mitten im Handlungsfeld der Welt. 'Auf die Früchte seiner Taten verzichten' bedeutet 'frei von jeder Abhängigkeit' im Tun die Freiheit des Nicht-Tuns zu wahren - zwar das zu tuende mit größtmöglichem Einsatz auszuführen, aber ohne sich von Erfolg oder Mißerfolg abhängig zum machen. Diese Haltung schenkt Zufriedenheit. Es ist 'friedvolles Handeln', das nicht durch die 'Gier nach der Frucht' motiviert wird. Diese grandiose Synthese der Bhagavadgita versöhnt und verbindet Aktivität und Mystik. In der christlichen Spiritualität haben Meister Eckhart und Pierre Teilhard de Chardi, letzterer besonders in der Schrift 'Der göttliche Bereich' (1924), eine vergleichbare Synthese erreicht." [1]

"Im Zentrum der Lehre des dominikanischen Philosophen und christlichen Mystikers Meister Eckhart (um 1260–1327) steht eine Haltung, die er als Gelassenheit bezeichnet ... . Die Gelassenheit, die Meister Eckhart auch als Lebenseinstellung beschreibt, da sie jeder Tätigkeit zugrunde liegt, führt zu einer inneren Distanz zu eigenen Bestrebungen, zu Vorstellungen und zu jeder Form von Ehre und Besitz (vgl. Flasch, K. (2010). Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. München: C.H. Beck OHG., S. 75). Meister Eckhart fordert mit seiner Lehre dazu auf, das Innere zu beobachten und darauf zu achten, wie beispielsweise negative Stimmungen in einem entstehen, zu Bewusstsein kommen und welche persönliche Reaktion folgt. Weiters betont Eckhart die Gefahr der Automatismen im Denken, wie wiederkehrende Gedanken oder Verhaltensweisen und die Bedeutung zu lernen, diese Automatismen zu unterbrechen (vgl. Manstetten 2011, S. 25). Eckhart betont, dass der Mensch selbst die Ursache seines Leidens ist. Das bedeutet nicht, dass er die Ursache für die Verhältnisse ist, unter denen er leidet. Aber er ist die Ursache für die negativen Auswirkungen auf sein Gemüt (vgl. Manstetten, R. (2011). Gelassenheit. Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit bei Meister Eckhart. In U. Anderssen-Reuster (Hrsg.), Achtsamkeit in Psychotherapie und Psychosomatik: Haltung und Methode (2. Aufl., S. 21–45). Stuttgart: Schattauer, S. 26).

 

"Mein Bedürfnis, ein Jemand zu sein in dieser meiner Welt im Zusammenspiel mit meiner Angst ein Niemand zu werden, blockiert die Möglichkeit der Erfahrung nichts von beidem zu sein und neu zur Welt zu kommen." [1]

[1] Schellenbaum Peter, Nimm deine Couch und geh!, Heilung mit Spontanritualen, Deutscher Taschenbuch Verlag München 1994, ISBN 3-466-30333-8, S. 49-50

[2] zit. nach wikipedia Art. "Gelassenheit" (Abfr. 3.3.2021)

[3] Dahlke Ruediger, Das Alter als Geschenk. Über die Kunst in einer verrückten Welt den Verstand zu bewahren, Arkan 2018, 4.Aufl., ISBN 978-3-442-34234-1, 18 

 

Demnach gilt es aus dieser "Zwickmühle" heraus-zusteigen, also zu ek-stasieren.

Näherhin: wenn wir "neu zur Welt kommen" möchten, reicht nicht profane Ekstase, sondern es braucht eine heil-same, heil[:ig:]ende, also 

in der sich eröffnet die SALUTOGENE POTENZ

'BINDEGEWEBIGER' GELASSENHEIT,

 

die -auf der Basis eines 'Gesunden Narzissmus'- nicht nur wertmindernde Situationen zu bewältigen ermöglicht, sondern -sich von Illusionen unterscheidende- Hoffnung entwickeln lässt

Soll sich 'Gelassenheit' auch in die Persönlichkeit abwertenden Situationen 'bewähren', so reicht es wohl nicht aus, sie bloß als mentale Qualität  anzusetzen.

Daher wird im Sinne der leiblichen Orientierung der Symballesthai-Massage ein ganzheitliches Verständnis für Gelassenheit vorgeschlagen:

Gelassenheit soll analog zur Struktur des Bindegewebes, also dem aus Bindegewebszellen und Interzellularsubstanz aufgebautem Grundgewebe, funktional verstanden werden: also als Füllung eines Interstitium, als Schutz und Umhüllung von Organen oder Strukturen des Organismus, als Leitstruktur von Leitungsbahnen oder als Gleit- und Verschiebeschicht; spezialisierte Bindegewebe können an Speicherung und Produktion von Substanzen beteiligt sein und bilden die Stütz- und Stabilisierungsstrukturen des Körpers.

Diese vielfältige Funktionalität ergibt sich in so ferne als das Bindegewebe aus beweglichen und ortsansässigen Zellen besteht, die in eine extrazelluläre Matrix eingebettet sind.

 

Diese histologische Beschreibung gibt den Rahmen ab für ein 

EXISTENTIELLES VERSTÄNDNIS VON GELASSENHEIT:

Leiblich gelassen ist ein Mensch, der

-vom Rücken her getragen-

sich mit seiner verletzlichen Innenseite

für das von oben Kommende zu öffnen vermag.

Dementsprechend strebt SYMBALLESTHAI-Massage streb an:

LEIBLICH ERLEBTE GELASSENHEIT,

die das,

was man sich vom Leben erhofft,

auf der Basis des vom Rücken her Gehaltenseins, erwarten lässt.

 

 

Damit ist

-sich von 'Illusion' unterscheidende-

HOFFNUNG

angesprochen 

 

"Illusion" ist bloß ein in die Zukunft projizierter Wunsch. Hoffnung hingegen ist von einem Prinzip (= der lateinischen Ableitung folgend bedeutet dieser Begriff: von einem 'Ersten den Anfang nehmend') [2] getragen. 

Konkreter wird diese sich von Illusion unterscheidende Hoffnung anhand des Hinweises auf den -das taoistisch verstandene Element der Erde repräsentierenden- Nachsommer: "Es ist die Zeit der Ernte des Korns und der Erntedankfeste. In bäuerlichen Gemeinschaften werden die Früchte des Waldes und des Feldes gesammelt, aussortiert, getrocknet und die Vorratskammern und Speicher werden gefüllt. Eine wichtige Arbeit in dieser Zeit ist die Auswahl und Verarbeitung der Nahrungsmittel, die das Überleben im Winter gewährleisten. Es gilt, dafür Sorge zu tragen, dass die Vorräte einen Winter lang ausreichen. Es ist die Zeit des Sammeln und der Sammlung, denn der Höhepunkt des Sommers mit seinen Tanzfesten, Liebesabenteuern und Vergnügungen ist überschritten, und zurück bleiben die Gedanken an das eben Erlebte..."[3]

Lästig lang mag diese Aufzählung für den Stadtmenschen erscheinen. Dennoch: Der Hinweis auf das spätsommerliche bäuerliche Tun soll bewusst machen, in wie ferne die dem Erd-Element entsprechenden Organe: Magen, Milz und Bauchspeicheldrüse in ihrem Zusammenwirken uns lernen lassen, wie Hoffnung entsteht. 

Wie -im Rahmen von Symballesthai-Massage- diese leibliche Gelassenheit , aus der Hoffnung erwachsen kann, entsteht, mögen nachstehende Hinweise verdeutlichen:

MAGEN 45 [(benannt als 'schonungsloser Wechsel')

dessen Akupressur ist sowohl für den psychisch-existenziellen (Themen wie Liebe und Eifersucht können bearbeitet werden) als auch für den körperlichen Bereich  (Hyperazidität des Magens) wichtig: die Spannung im Magen löst sich, innere Ruhe wird erlebbar (4)]   

 wird kombiniert mit

  MILZ-PANKREAS 1 [(benannt als 'verborgener Glanz') dessen Akupressur macht den Kopf weit und verfeinert die Hörwahrnehmung, man wird sensibler für Töne und Geräusche; schärft den Blick für das Wesentliche (5)],

sodass sich leibliche Hoffnung ergibt, die von syndesmaler Selbstsicherheit (nicht:  Ich-Sicherheit!)die sich nicht zu beweisen braucht, getragen ist.

Vorbereitet sowie unterstützt wird das durch Akupressur intendierte Werden der Gelassenheit  v.a durch Techniken aus der Segment- und der Fussreflexzonen-Massage sowie der Manuellen Lymphdrainage.

Und so könnte, gerade auch für den in Illusionen verfangenen Narzissten, Hoffnung auf ein Leben entstehen, in dem er geschenkt bekommt, was er wirklich braucht...

 

 [1] Vorpagel Henry, in: "Mu-gen" Heft 52 November 2020, hrsg. Zendo Wien 5,  S.9

[2] Worin dieses Prinzip der Gelassenheit besteht, wird unterschiedlich bestimmt: 

Dies macht bereits die Wortableitung ("Das Wort Gelassenheit stammt vom mittelhochdeutschen Wort gelāʒenheit [Gottergebenheit] ab, dieses von gelāʒen, Partizip Perfekt von gelāʒen. Laut Sprachforschung bedeute der mittelhochdeutsche Ausdruck gelāʒen sich niederlassen, sich gottergeben, später maßvoll, ruhig benehmen[1] oder gottergeben, später maßvoll in der Gemütsbewegung sein.[zitiert nach Wikipedia Art. 'Gelassenheit'; Abfr. 27.3.21]) deutlich. 

Es kann verstanden werden als 'gottergeben' bzw. als 'aus göttlicher Potenz lebend', also passiv (das Schicksal hinnehmend) bzw. aktiv ('das Beste daraus machen'); als Verhaltensweise und dann auch bloß als Gemütsbewegung. 

[3] Eckert Achim, Das heilende Tao. Gesund im Gleichgewicht der fünf Elemente, Vlg. Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau, 6.verbesserte Auflg. 1996, 49, ISBN: 3-7626-0365-0

[4] Eckert Achim, Das Tao der Akupressur und Akupunktur. Die Psychosomatik der Punkte, 4.überarbeitete Auflg. 2010, Karl F. Hauf Verlag, in MVS-Medizinverlage Stuttgart, 123, ISBN: 978-3-8304-7307-7

[5] Eckert Achim, Das Tao der Akupressur und Akupunktur. Die Psychosomatik der Punkte, 4.überarbeitete Auflg. 2010, Karl F. Hauf Verlag, in MVS-Medizinverlage Stuttgart, 129, ISBN: 978-3-8304-7307-7